Dienstag, 23. Mai, 19 Uhr Glockenhaus Lüneburg -
Helmut W. Erdmann: Flöte/Stimme & Live-Elektronik

Alain Louvier Promenade Flöte in G
Helmut Bieler Klangwandlungen (1995)
Musik für Großbaßflöte und Tonband
László Dubrovay Solo Nr. 6 (1985)
für Großbaßflöte solo
Claus-Dieter Meier Disperse Flute II (1999)
für Großbaßflöte und Tonband
Michael Sell Super A WIX he (1999)
für Flöte
Helmut W. Erdmann Transfiguration VIII (1994)
I Introduktion - Allegro ma non troppo - Largo - Allegro spirito - Moderato
II Scherzando - Allegro moderato - Allegro con fuoco Andante - Presto
III Rezitativ - Allegro asssai - Prestissimo - Larghetto - Allegro furioso
IV Scherzo - Andantino - Vivace - Adagio - Allegro ma non tanto
V Epilog

 

 

Alain Louvier

Born in 1945, Alain LOUVIER was a brilliant student at the CNSM and won 9 Premiers Prix among which : composition (T. Aubin), analysis (O. Messiaen), keyboard accompaniment (H. Puig-Roget), music history (N. Dufourcq), conducting (M. Rosenthal) and harpsichord (R. Veyron-Lacroix). Appointed director of the Ecole Nationale de Musique in Boulogne-Billancourt in 1972, he took interest in renewing the instrumental repertoire in music schools and commissionned numerous pedagogical works.

His knowledge of mathematics shows in his music which tranlates numerical series, algebraic curves and geometrical figures into sound. One of his special interest lies with keyboard technique which he has explored thoroughly - see Etudes pour Agresseurs or the Clavecin non tempéré, composed for spinet tuned in micro-intervals.

As a conductor, he has worked with various ensembles : Itinéraire, Ars Nova, 2e2m, Radio-France Philharmonic Orchestra, Philharmonic Orchestra of the Pays de la Loire, Paris CNSM Orchestra, Concerts Colonne and Concerts Lamoureux, and premiered numerous contemporary pieces.

Awards and distinctions: Premier Grand Prix in Rome (1968), composer in residence at the Villa Medici (1969-1972), Laureate of the Fondation de la Vocation (1966), Prix A. Honegger (1975), Prix P. Gilson (1981), Prix G. Enesco (SACEM) (1986). Appointed director of the Paris CNSM in 1986, he has also been teaching analysis since 1992.

 

Helmut Bieler

Geboren 1940, Studium von Komposition, Schulmusik, Klavier (Staatliche Hochschule für Musik, München; F. X- Lehner, Fr. Wührer, A. Schoer); Künstlerische und Pädagogische Staatsexamina 1965/66, heute Professor für Musikpädagogik an der Universität Bayreuth. Werke: Zahlreiche Kammermusik, Solowerke für verschiedene Instrumente, Vokalwerke, Orchesterwerke, Oper, Oratorium, Messe, Orgelmusik, mehrfach Einbeziehung von Elektronik; Aufführungen im In- und Ausland; bei zahlreichen Festivals, unter anderem Biennale Zagreb, Saxophonweltkongress Washington, Gaudeamuswoche Amsterdam, Aspekte Salzburg, Neue Musik in Lüneburg, Weltmusiktage Aarhus, Ars-nova-tage Nürnberg, Studio für Neue Musik Berlin u. v. a.; Kulturförderpreis der Stadt Nürnberg, Kulturpreis der Stadt Bayreuth; zahlreiche Rundfunkaufnahmen und -sendungen im In- und Ausland; Kon-zertätigkeit als Pianist mit Neuer und traditioneller Musik (Rundfunk- und Schallplattenaufnahmen); Leiter und Pianist der Gruppe "ensemble musica viva". In der Komposition Klangwandlung mischen sich ruhige verhaltende Melodieverläufe des Melodieinstruments mit den untergründigen sphärischen Klängen vom Tonband. Aus diesem Zusammenspiel ergeben sich unmerklich neue Farbkonstellationen und dynamische sowie gestische differenzierte Klangbilder. Das 11 Minuten dauernde Stück entwickelt sich aus großer dunkler Ruhe, nimmt an Bewegung zu und entfernt sich wieder zur Stille.

 

Lászlo Dubrovay

Lászlo Dubrovay wurde 1943 in Budapest geboren und studierte an der dortigen Musikhochschule Komposition. Von 1972 bis 1975 studierte er weiter bei Karlheinz Stockhausen (Komposition) und U. Humpert (Elektronische Musik). 1975 arbeitete er im Elektronischen Studio des WDR in Köln und im Herbst 1983 als Gast des DAAD im Elektronischen Studio der TU Berlin.

Solo Nr. 6 Die Komposition lotet die Möglichkeiten der Klanggestaltung mit der Großbassflöte in G facettenreich aus. Geräusche und Töne mit wechselseitigen Übergängen, Obertonakkorde, duale Zweistimmigkeit gleichzeitigen Spielens und Singens ergeben einen spannungsvollen Ablauf im klassischen Aufbau Exposition - Durchführung - Reprise - Coda.

 

Claus-Dieter Meier

Geboren 1962 in Freiburg/Brs.. Studium in Lüneburg (Lehramt für Grund- und Hauptschule in Musik, Deutsch und Kunst); 2. Staatsexamen 1997. Seit 1990 Mitarbeiter des Fortbildungszentrums für Neue Musik und Dozent für digitale Live-Elektronik. Seit 1989 Geschäftsführer des Landesverbandes Niedersachsens der Jeunesses Musicales Deutschland. Seit 1980 Mitglied im „Ensemble Neue Musik Lüneburg" und Assistent von Prof. Helmut W. Erdmann (Flöte und Live–Elektronik). Beschäftigung mit den Bereichen Konzeptkomposition, Elektronische Musik/Tonbandmusik, Live-Elektronik und experimentelle Instrumentalmusik. Realisierung eigener Kompositionen; div. Konzerte und Workshops mit eigenen Werken. Seit 1998 Mitarbeiter bei Radio ZuSa mit der Hörfunksendung “Klanginnovationen“.

Die Klangidee für die Komposition Disperse Flute II (1999) für Grossbassflöte und Tonband sind 10 verschiedene Multiphonics auf der Querflöte. Das digitalisierte Klangmaterial wurde durch eine Software bearbeitet, die sich der Technologie der sogenannten „neuronalen Netzen“ bedient. Sukzessive wurden mehrere Algorithmen benutzt: Sample Rate Conversion, Spracherkennungs-Algorithmen (Center Clipping), Bilddatenkompression (Wavelet Signal Reduction), Veränderung der Stimmung und zeitlichen Ausdehnung (Timebase & Pitch conversion), Verfremdung des „spektralen“ Bereichs (Sonic Disperse) und Audio-Morphing. Die Anordnung der modifizierten Klangbausteine wurde seriell festgesetzt. Die Klangaura des Flötisten verschmilzt sich mit den neuartigen Klangfarben zu einer neuen Dimension.

 

Michael Sell

(1942) geboren in Königstein (Ts), studierte Politologie und Naturwissenschaften, wird Trompeter (Schallplatten, Rundfunk- und Fernsehproduktionen). Ab 1978 verlagert sich der Schwerpunkt auf kompositorische Arbeiten. „Jugoslawische Quartette“, „Der Heilig`n Landmusik“ sind die Werke dieser Jahre. 1988 entstanden die auch in Donaueschingen aufgeführten „Sechs Fürsprüche“ für Soli, Chor und Orchester für das Ensemble „Deutsch-Französische Freundschaft“. Im Auftrag der Alten Oper Frankfurt für die Frankfurt Feste 1989 entstand das Oratorium „Hiroshima mon Amour“ für Soli, Sprecher und Orchester nach M. Duras. 1990 schlossen sich für die WDR - Nachtmusik in Köln die „Prometheus-Konzert-Szenen“ für Soli und Orchester an. „Und wüßten`s die Nachtigallen...“ heißt die Klangszene, die der Umlandverband Frankfurt 1991 bestellte und im selben Jahr im Zoo-Gesellschaftshaus uraufführen ließ. Ebenfalls 1991 entstanden, vom WDR Köln beauftragt, „Iterationen - Paradies der Narren“ und „Klanggold“, Uraufführungen im kleinen Sendesaal des WDR im Februar 1992, im August desselben Jahres wurden diese Werke neben anderen in der Black Box des „Gasteig“ en suite in München aufgeführt. In den Jahren 1991 bis 1994 entstehen „Concerto Piccolo Orchesterfassung“, „Tod und Wiedergeburt für Orchester“ und „ORCH MKMBW“ für Orchester, die neben anderen Werken unter dem Konzert - Titel „Raum-Musik“ 1994 in der Alten Oper Frankfurt in Verbindung mit dem WDR und dem HR uraufgeführt wurden, wobei Voraufführungen einzelner Teile dieser „Raum-Musik“ 1993 im Schauspielhaus Berlin und der Musikhochschule Frankfurt am Main, sowie für DS-Kultur Berlin erarbeitet wurden.
Konzertante Interpretation von »La Bourse« des G. Ph.Telemann aus dem Jahre 1720 vom Liebfrauenberg in Frankfurt am Main der Welt überlassen“ entstand - beauftragt von der „Projektgruppe Kultur im Ghetto“ - 1994, und 1995 entsteht das 63.00 minütige „Super-Konvolut für Flöte(n)“, das am 4. Dezember 1995 in der St. Katharinenkirche in Frankfurt am Main uraufgeführt wurde. „Großer Attraktor“ für Sopran-Vokalisen und Orchester und „Superformel für Pauker“ entstehen 1995/96 bzw. 1994, Uraufführung am 28.9.1996 in der Loschwitzer Kirche, Dresden. In der Reihe „das neue werk“ des NDR Hamburg im Studio 10 konnte am 13.3.97 das „Conc. Piccolo“ in der Barockorchesterfassung uraufgeführt werden mit der Hannoverschen Hofkapelle und dem Hölderlin Trio. In derselben Konzert-Produktion wurden erstmals das Telemann'sche Original der Suite B-dur »La Bourse« und die Sell'sche „Konzertante Interpretation von »La Bourse« des Georg Phillip Telemann aus dem Jahre 1720 vom Liebfrauenberg in Frankfurt am Main der Welt überlassen“ in den Interpretationen der Hannoverschen Hofkapelle und des Hölderlin Trios gemeinsam aufgeführt.
Die Orchesterfassung des „Super-Konvolut“ entstand 1998 und wurde am 8.9.1998 in Verbindung mit dem HR in der St. Katharinenkirche in Frankfurt am Main uraufgeführt. Anläßlich der III. Dresdner (Ur)-Aufführungen wurden die Orchesterfassungen der „Superformeln“ für Viola, Schlagzeug, „Super Paradise“ für Trompete und „Sonata picc. puttanesca“ in der Loschwitzer Kirche am 11.9.1998 erstmals aufgeführt. In Verbindung mit u.a. dem Hessischen Rundfunk wurde am 4.12.1999 in Frankfurt (M) im neuen Gallus-Theater „CES“ für großes Orchester uraufgeführt. Eine weitere Uraufführung zum Milleniumswechsel fand im Societaetstheater in Dresden vom 6. bis 8. Jan. 2000 statt: „Flutissimo 2000“. Das „Mea T - Projekt“ in Verbindung mit dem Hessischen Rundfunk wurde im September 2001 im Frankfurter Gallus Theater uraufgeführt. Das Programm „Großer Attraktor/La Bourse“ folgte im Oktober 2001 im Societaetstheater in Dresden.
Eine Ausstellung der grafischen Großpartituren zu „Flutissimo 2002“ - Hören und Sehen - mit Transfiguration VIII und Super- Konvolut, H. W. Erdmann Flöte(n), war im Jan. 2002 in der Galerie Monika Reitz in Frankfurt (M) zu sehen und zu hören. Neben den Konzerten sind 22 Schallplatten bzw. CDs sowie Rundfunk- und Fernsehaufnahmen im In- und Ausland produziert worden. Soeben ist die CD 524 „La Bourse...“ erschienen. Weitere wichtige Auf- und Uraufführungen fanden u.a. statt in Köln: Kleiner Sendesaal des WDR, Comedia Colonia; München: Gasteig, Black Box; Berlin: Schauspielhaus, Humboldt-Universität, Festwochen; Paris: Septième Biennale de Paris; Graz: Steierischer Herbst; Donaueschingen: Donaueschinger Musiktage; Zürich: TU; Frankfurt (M): Alte Oper, Katharinenkirche; Dresden: Kulturpalast, Loschwitzer Kirche, Societaetstheater; Ludwigsburg: Schloßfestspiele; Leipzig: Alte Handelsbörse, Kongreßhalle. Michael Sell lebt freischaffend in Frankfurt am Main.

 

Helmut W. Erdmann

1947 in Emden geboren. Studium in Braunschweig (Orchesterdiplom) und Hamburg (Flöte bei K. Zöller, Komposition bei D. de la Motte, Elektronische Musik bei W. Krützfeldt). 1971 Musiklehrerprüfung. Seit 1971 Lehrtätigkeit an der Musikschule Lüneburg (Flöte, Leiter des Ensembles Neue Musik Lüneburg); seit 1974 Lehrbeauftragter an der Universität Lüneburg, seit 1985 an der Universität Göttingen. Seit 1992 Professor für Komposition/Live-Elektronik an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Seit 1976 Dozent, Referent und Kursleiter auf überregionalen und internationalen Tagungen und Kongressen. Seit 1971 rege solistische Tätigkeit, vor allem mit dem 1971 gegründeten Varius-Ensemble (Hamburg) Seit 1980 außerdem Mitglied des Ensemble Musica Viva (Bayreuth) und seit 1991 Mitglied des Michael Sell Ensembles (Frankfurt). Anreger neuer Kompositionen für Flöte solo und Kammermusik mit Flöte. Seit 1975 Künstlerischer Leiter der Veranstaltungsreihe Neue Musik in Lüneburg, seit 1977 außerdem Leiter des Fortbildungs-zentrums für Neue Musik Lüneburg. Zahlreiche Auszeichnungen, u. a. Stipendiat der Deutschen Akademie Villa Massimo (Rom), der Cite Internationale des Arts (Paris), der Stanford University California, (USA), 1980 Niedersächsisches Nachwuchsstipendium, 1983 Verleihung des Bach-Preis-Stipendiums der Stadt Hamburg; 1985 Stipendiat der Casa Baldi (Olevano/Rom) und der Cite Inter-nationale des Arts (Paris) - zweiter Paris-Aufenthalt, 1988 und 1989 Gast im Atelierhaus Worpswede; 1990 Niedersächsisches Künstlerstipendium und 1991 Kulturpreis des Landkreises Lüneburg; 1996/97 Jahresstipendium des Landes Niedersachsen. Seit 1998 Präsident der Europäischen Konferenz der Veranstalter Neuer Musik. Die kompositorischen Arbeiten (ca. 150 Werke) umfassen alle Gattungen, einschließlich elektronischer und live-elektronischer Werke, Konzerte und Rundfunkproduktionen mit eigenen Werken in der Bundesrepublik Deutschland, in Europa, Japan und in den USA.

"In meinen Kompositionen bin ich bestrebt, zu einer Synthese heute möglicher Stilmittel zu gelangen. Hierzu gehört neben Einbeziehung improvisatorischer Gestaltungsmöglichkeiten bei einigen Werken, von Beginn meiner kompositorischen Arbeit an die Auseinandersetzung mit elektronischer Musik und live-elektronischer Klangverarbeitung und den differenzierten Fähigkeiten der Computermusik Von großer Bedeutung sind für mich dabei die verschiedenen Mischformen - vom "reinen" Instrumentalton und seinen mannigfaltigen Farbgebungen bis zum völlig elektronischen veränderten Klang mit allen Zwischenstufen der Verfremdung, Klangerweiterung, dem Feedback instrumentaler und apparativer Technik im kreativen Entfaltungsprozess. Parallel dazu hat mich die Einbeziehung melodischer und rhythmischer Elemente interessiert, um wieder zu "lustvollem" Musizieren zu gelangen. Neben diversen Kompositionen für professionelle Formationen hat mich in den zurückliegenden 20 Jahren immer wieder die Aufgabe gereizt, Stücke für den Laienbereich zu konzipieren. Vor allem in der Kammermusik sind eine Reihe von Stücken entstanden, zu denen mich jugendliche Spieler als Teilnehmer der Wettbewerbe "Jugend musiziert" angeregt haben. Für mich als Komponist stellt sich dabei auch eine wichtige pädagogische Aufgabe: jugendliche Spieler an die Auseinandersetzung mit Neuer Musik heranzuführen, ihr Interesse zu wecken und zur kontinuierlichen Beschäftigung mit Neuem, Ungewohntem zu ermuntern."

Transfiguration VIII (1994) Die Komposition entfaltet sich vom "reinen" Instrumentalton und seinen mannigfaltigen Farbgebungen bis zum völlig elektronischen veränderten Klang mit allen Zwischenstufen der Verfremdung, Klangerweiterung, dem Feedback instrumentaler und apparativer Technik im kreativen Prozess.