Sonntag, 10.05.15, 19 Uhr im Glockenhaus, Glockenstraße

Antigone und Kreon  
nach Texten des Sophokles

Das Projekt „Antigone und Kreon“ 

Antigone setzt sich über das Gesetz des Königs Kreon hinweg, indem sie ihren Bruder beerdigt. Ihr droht die Todesstrafe. Soll sie einem unwürdigen
Menschengesetz Folge leisten oder gemäß der Gebote der Götter handeln?
Das Spannungsfeld zwischen Stolz und Verachtung, liebevoller Zuneigung und düsterer Vorahnung wird musikalisch und visuell in Szene gesetzt.
Musik tritt in Dialog mit Schauspiel und Filmbildern.

Die Mitwirkenden

Ensemble Musica Viva Bayreuth:
Helmut Bieler, Helmut W. Erdmann, Bernd Kremling, Marie Schmalhofer

Regie und Videoprojektionen:
Achim Bieler

Schauspiel:
Ulrike Bieler (Antigone)
Toni Gojanovic (Kreon – im Film)
Elena Maria Pia Lorenzon (Ismene – im Film)

 

Die Musik wird von den Mitgliedern des Ensemble Musica Viva zur Szenen- und Filmhandlung improvisiert.


Kurzbiografien

 

Achim Bieler
Achim Bieler wurde 1976 in Bayreuth geboren. Seit 2014 arbeitet er als Hausregisseur am DasDa-Theater in Aachen und als Dozent im Theaterpädagogischen Zentrum Aachen. Seine Ausbildung als Theater- und Filmregisseur hat er 2001 an der Athanor Akademie für Darstellende Kunst abgeschlossen und war dort bis 2014 als Dozent für Schauspiel und Regie in den Fächern Theater und Film tätig. Nebenher verwirklichte er etliche Kurzfilmprojekte und Musikvideos und kehrte für Inszenierungen an der Studiobühne Bayreuth immer wieder in seine Heimatstadt zurück. Im Rahmen der von seinem Vater Prof. Helmut Bieler initiierten Tage für Neue Musik hat er bereits zuvor an Konzertauftritten und Inszenierungen mitgewirkt.

Ulrike Bieler
Ulrike Bieler wurde 1983 in Dortmund geboren. Nach dem Abitur arbeitete sie zeitweilig als Regieassistentin am Stadttheater Dortmund. Ihr Schauspielstudium absolvierte sie an der Athanor Akademie für Darstellende Kunst und sammelte dort Erfahrung sowohl im Spiel auf der Bühne als auch vor der Kamera. Neben ihrer Tätigkeit als Assistentin der Direktion der Fachakademie, nahm sie unter anderem Engagements als Schauspielerin am Heunburg-Theater (Kärnten), bei dem „Europäischen Klassikfestival Ruhr“ und in Flensburg an. Seit ihrem Studium wirkte sie in zahlreichen Kurzfilmen und Musikvideos mit.

Toni Gojanovic
Toni Gojanovic wurde 1982 in Zadar, Kroatien geboren. Der Diplom-Schauspieler hat Schauspiel an der Academy of Dramatic Art, University of Zagreb studiert. Hauptrollen in dem Spielfilm "Border Post" von Rajko Grlic, wie auch diverse Hauptrollen im Theater folgten. Nebenbei hat er bei Hörspielen für Radio, Zeichentrick-Synchronisationen und Musicals mitgewirkt. Seit 2014 ist er festes Ensemblemitglied des DasDa-Theaters in Aachen.

Elena Maria Pia Lorenzon
Elena Maria Pia Lorenzon wurde 1979 in Krefeld/NRW geboren. Nach einer zweijährigenjährigen Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin im Jahr 2005 schloss sie ihre Schauspielausbildung in Leipzig ab. Seitdem ist sie als freiberufliche Schauspielerin, Sängerin und Moderatorin tätig und hat u. a. mit den Regisseuren Tilo Esche, Vlad Massaci, Volker Insel und Andreas Guglielmetti gearbeitet. Nachdem sie seit 2009 regelmäßiger Musical-Gast am DasDa-Theater Aachen war, ist sie dort nun für die Spielzeit 2014/2015 festes Ensemblemitglied.

 

Der Dichter Sophokles

Sophokles genoss als Sohn eines wohlhabenden Bürgers eine sorgfältige Erziehung. 496 v. Chr. in Kolonos bei Athen geboren, bekleidete er noch bis ins hohe Alter mehrere öffentliche Ämter. Obwohl von seinen 123 Stücken nur 7 Tragödien und ein Satyrspiel erhalten sind, hat sein Schaffen einen tiefgreifenden Einfluss auf Theaterautoren aller Epochen ausgeübt. Bereits zu Lebzeiten als einer der erfolgreichsten Dichter gefeiert (im Alter von 28 Jahren besiegte er im Dichterwettstreit Aischylos), reformierte er grundlegende dramaturgische Prinzipien durch das Einführen eines dritten Schauspielers. Nicht zuletzt der Vertiefung der Charakterzeichnungen seiner Figuren als individuelle Wesen ist es zu verdanken, dass seine Stücke noch heute als beispielhaft für zwischenmenschliche und innere Konflikte gelten. „Seine Charaktere besitzen alle eine solche Redegabe und wissen die Motive ihrer Handlungsweise so überzeugend darzulegen, dass der Zuhörer fast immer auf der Seite dessen ist, der zuletzt gesprochen hat“, lobte auch Goethe den Dichter. Themen wie der Kampf des Individuums gegen das Schicksal,  der Konflikt göttlicher Prinzipien gegen menschliche Hybris, und damit verbunden der Schuld des Individuums stehen im Mittelpunkt seines Schaffens.

Das Stück Antigone

Im Streit um den Thron ihres verstorbenen Vaters Ödipus töten sich die Brüder Polyneikes und Eteokles gegenseitig. Der Weg an die Macht wird nun für deren Onkel Kreon frei. Er verfügt, dass Eteokles als Verteidiger Thebens mit allen Ehren beerdigt wird, der Leichnam des Belagerers Polyneikes jedoch unbegraben den Aasfressern überlassen bleibt. Unbeeindruckt von Kreons Gesetz bestattet Antigone ihren Bruder nach allen religiösen Bräuchen. Ismenes Mahnungen an ihre Schwester, sie würde dadurch die Todesstrafe riskieren, widerspricht Antigone: „Und wenn ich dafür sterbe, das ist schön. Länger muss ich den Untern als den Menschen hier gefallen.“ So verteidigt sie ihr Handeln als ethische Notwendigkeit gegen Kreon selbst, der nun im Zwiespalt gefangen ist, zur Durchsetzung seines Gesetzes seine eigene Nichte töten lassen zu müssen. Kreon kann es sich nicht erlauben, im Amt Schwäche zu zeigen, sieht durch Antigones angeblichen Hohn seine Autorität angegriffen und setzt so den Tötungsbefehl durch. Das Schicksal nimmt seinen Lauf.

Die Frage, inwieweit die tragischen Ereignisse gottgewollt oder durch Menschenhand hervorgerufen werden, stellt sich bei den Dichtungen des Sophokles im Unterschied zu vielen seiner Zeitgenossen kaum mehr; scheint doch alles Handeln allein in der Macht der Menschen zu liegen. Und doch ist es ein Kampf geprägt von spirituellem Gedankengut gegen die Überheblichkeit Einzelner. In den hochemotionalen Dialogen werden Prinzipien des Zusammenlebens, sowie existenzielle Fragen - hervorgerufen durch das wachsende Bewusstsein des Individuums und der Charakterbildung - verhandelt.
Nicht ohne Grund hat der Stoff viele Autoren der Moderne zu Bearbeitungen und Übersetzungen angeregt, darunter sind Anouilh, Brecht, Hasenclever, Hochhuth, Hölderlin, Opitz. Antigone steht nach wie vor häufig auf den Spielplänen der Theater.