Freitag, 15.10.2004, 21 Uhr Glockenhaus

 

Elektroakustische Musik internationaler Studios:
EULEC [European Live Electronic Centre, Lüneburg]
in Kooperation mit der Hochschule für Musik und Theater Hamburg
Neue Musik für Flöten und Live-Elektronik

 

 

Helmut Bieler
1940
Klangwandlungen (1995)
Musik für Großbassflöte und Tonband
László Dubrovay
1943
Solo Nr. 6 (1985)
Großbaßflöte solo
Claus-Dieter Meier
1962
Disperse Flute II (1999)
für Großbassflöte und Tonband
Helmut W. Erdmann
1947
Transfiguration VIII (1994)
21 Stationen für einen Flötisten und Live-Elektronik
Introduktion - Allegro ma non troppo - Largo - Allegro spirito - Moderato - Scherzando - Allegro moderato - Allegro con fuoco - Andante - Presto - Rezitativ - Allegro asssai - Prestissimo - Larghetto - Allegro furioso - Scherzo - Andantino - Vivace - Adagio - Allegro ma non tanto - Epilog

Helmut W. Erdmann: Flöten (+Piccolo, Flöte in G, Baßflöte und Großbaßflöte in G)
plus Live-Elektronik
Klangregie und Moderation

 

Biographien der Komponisten und des Interpreten:


Helmut Bieler

Geboren 1940, Studium von Komposition, Schulmusik, Klavier (Staatliche Hochschule für Musik, München; F. X- Lehner, Fr. Wührer, A. Schoer); Künstlerische und Pädagogische Staatsexamina 1965/66, heute Professor für Musikpädagogik an der Universität Bayreuth. Werke: Zahlreiche Kammermusik, Solowerke für verschiedene Instrumente, Vokalwerke, Orchesterwerke, Oper, Oratorium, Messe, Orgelmusik, mehrfach Einbeziehung von Elektronik; Aufführungen im In- und Ausland; bei zahlreichen Festivals, unter anderem Biennale Zagreb, Saxophonweltkongress Washington, Gaudeamuswoche Amsterdam, Aspekte Salzburg, Neue Musik in Lüneburg, Weltmusiktage Aarhus, Ars-nova-tage Nürnberg, Studio für Neue Musik Berlin u. v. a.; Kulturförderpreis der Stadt Nürnberg, Kulturpreis der Stadt Bayreuth; zahlreiche Rundfunkaufnahmen und -sendungen im In- und Ausland; Konzertätigkeit als Pianist mit Neuer und traditioneller Musik (Rundfunk- und Schallplattenaufnahmen); Leiter und Pianist der Gruppe "ensemble musica viva".
In der Komposition Klangwandlung mischen sich ruhige verhaltende Melodieverläufe des Melodieinstruments mit den untergründigen sphärischen Klängen vom Tonband. Aus diesem Zusammenspiel ergeben sich unmerklich neue Farbkonstellationen und dynamische sowie gestische differenzierte Klangbilder. Das 11 Minuten dauernde Stück entwickelt sich aus großer dunkler Ruhe, nimmt an Bewegung zu und entfernt sich wieder zur Stille.

Lászlo Dubrovay

Lászlo Dubrovay wurde 1943 in Budapest geboren und studierte an der dortigen Musikhochschule Komposition. Von 1972 bis 1975 studierte er weiter bei Karlheinz Stockhausen (Komposition) und U. Humpert (Elektronische Musik). 1975 arbeitete er im Elektronischen Studio des WDR in Köln und im Herbst 1983 als Gast des DAAD im Elektronischen Studio der TU Berlin.
Solo Nr. 6 Die Komposition lotet die Möglichkeiten der Klanggestaltung mit der Großbassflöte in G facettenreich aus. Geräusche und Töne mit wechselseitigen Übergängen, Obertonakkorde, duale Zweistimmigkeit gleichzeitigen Spielens und Singens ergeben einen spannungsvollen Ablauf im klassischen Aufbau Exposition - Durchführung - Reprise - Coda.

Claus-Dieter Meier

Geboren 1962 in Freiburg/Brs. Studium in Lüneburg (Lehramt für Grund- und Hauptschule in Musik, Deutsch und Kunst); 2. Staatsexamen 1997. Seit 1990 Mitarbeiter des Fortbildungszentrums für Neue Musik und Dozent für digitale Live-Elektronik. Seit 1989 Geschäftsführer des Landesverbandes Niedersachsens der Jeunesses Musicales Deutschland. Seit 1980 Mitglied im "Ensemble Neue Musik Lüneburg" und Assistent von Prof. Helmut W. Erdmann (Flöte und Live-Elektronik). Beschäftigung mit den Bereichen Konzeptkomposition, Elektronische Musik/Tonbandmusik, Live-Elektronik und experimentelle Instrumentalmusik. Realisierung eigener Kompositionen; div. Konzerte und Workshops mit eigenen Werken. Seit 1998 Mitarbeiter bei Radio ZuSa mit der Hörfunksendung "Klanginnovationen".
Die Klangidee für die Komposition Disperse Flute II (1999) für Großbassflöte und Tonband sind 10 verschiedene Multiphonics auf der Querflöte. Das digitalisierte Klangmaterial wurde durch eine Software bearbeitet, die sich der Technologie der so genannten "neuronalen Netzen" bedient. Sukzessive wurden mehrere Algorithmen benutzt: Sample Rate Conversion, Spracherkennungs-Algorithmen (Center Clipping), Bilddatenkompression (Wavelet Signal Reduction), Veränderung der Stimmung und zeitlichen Ausdehnung (Timebase & Pitch conversion), Verfremdung des "spektralen" Bereichs (Sonic Disperse) und Audio-Morphing. Die Anordnung der modifizierten Klangbausteine wurde seriell festgesetzt. Die Klangaura des Flötisten verschmilzt sich mit den neuartigen Klangfarben zu einer neuen Dimension.

Helmut W. Erdmann

1947 in Emden geboren. Studium in Braunschweig (Orchesterdiplom) und Hamburg (Flöte bei K. Zöller, Komposition bei D. de la Motte, Elektronische Musik bei W. Krützfeldt). 1971 Musiklehrerprüfung. Seit 1971 Lehrtätigkeit an der Musikschule Lüneburg (Flöte, Leiter des Ensembles Neue Musik Lüneburg); seit 1974 Lehrbeauftragter an der Universität Lüneburg, seit 1985 an der Universität Göttingen. Seit 1992 Professor für Komposition/Live-Elektronik an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Seit 1976 Dozent, Referent und Kursleiter auf überregionalen und internationalen Tagungen und Kongressen. Seit 1971 rege solistische Tätigkeit, vor allem mit dem 1971 gegründeten Varius-Ensemble (Hamburg) Seit 1980 außerdem Mitglied des Ensemble Musica Viva (Bayreuth) und seit 1991 Mitglied des Michael Sell Ensembles (Frankfurt).
Anreger neuer Kompositionen für Flöte solo und Kammermusik mit Flöte. Seit 1975 Künstlerischer Leiter der Veranstaltungsreihe Neue Musik in Lüneburg, seit 1977 außerdem Leiter des Fortbildungszentrums für Neue Musik Lüneburg. Zahlreiche Auszeichnungen, u. a. Stipendiat der Deutschen Akademie Villa Massimo (Rom), der Cite Internationale des Arts (Paris), der Stanford University California, (USA), 1980 Niedersächsisches Nachwuchsstipendium, 1983 Verleihung des Bach-Preis-Stipendiums der Stadt Hamburg; 1985 Stipendiat der Casa Baldi (Olevano/Rom) und der Cite Inter-nationale des Arts (Paris) - zweiter Paris-Aufenthalt, 1988 und 1989 Gast im Atelierhaus Worpswede; 1990 Niedersächsisches Künstlerstipendium und 1991 Kulturpreis des Landkreises Lüneburg; 1996/97 Jahresstipendium des Landes Niedersachsen. Seit 1998 Präsident der Europäischen Konferenz der Veranstalter Neuer Musik. Die kompositorischen Arbeiten (ca. 150 Werke) umfassen alle Gattungen, einschließlich elektronischer und live-elektronischer Werke, Konzerte und Rundfunkproduktionen mit eigenen Werken in der Bundesrepublik Deutschland, in Europa, Japan und in den USA.
Helmut W. Erdmann "In meinen Kompositionen bin ich bestrebt, zu einer Synthese heute möglicher Stilmittel zu gelangen. Hierzu gehört neben Einbeziehung improvisatorischer Gestaltungsmöglichkeiten bei einigen Werken, von Beginn meiner kompositorischen Arbeit an die Auseinandersetzung mit elektronischer Musik und live-elektronischer Klangverarbeitung und den differenzierten Fähigkeiten der Computermusik Von großer Bedeutung sind für mich dabei die verschiedenen Mischformen - vom "reinen" Instrumentalton und seinen mannigfaltigen Farbgebungen bis zum völlig elektronischen veränderten Klang mit allen Zwischenstufen der Verfremdung, Klangerweiterung, dem Feedback instrumentaler und apparativer Technik im kreativen Entfaltungsprozess. Parallel dazu hat mich die Einbeziehung melodischer und rhythmischer Elemente interessiert, um wieder zu "lustvollem" Musizieren zu gelangen. Neben diversen Kompositionen für professionelle Formationen hat mich in den zurückliegenden 20 Jahren immer wieder die Aufgabe gereizt, Stücke für den Laienbereich zu konzipieren. Vor allem in der Kammermusik sind eine Reihe von Stücken entstanden, zu denen mich jugendliche Spieler als Teilnehmer der Wettbewerbe "Jugend musiziert" angeregt haben. Für mich als Komponist stellt sich dabei auch eine wichtige pädagogische Aufgabe: jugendliche Spieler an die Auseinandersetzung mit Neuer Musik heranzuführen, ihr Interesse zu wecken und zur kontinuierlichen Beschäftigung mit Neuem, Ungewohntem zu ermuntern."
Transfiguration VIII (1994) Die Komposition entfaltet sich vom "reinen" Instrumentalton und seinen mannigfaltigen Farbgebungen bis zum völlig elektronischen veränderten Klang mit allen Zwischenstufen der Verfremdung, Klangerweiterung, dem Feedback instrumentaler und apparativer Technik im kreativen Prozess.