Dienstag, 12.10.2004, 19 Uhr Glockenhaus

Qunintet.net
Hamburg Network Composers' Collective


Ignacio Mendez, Oliver Frei, Moxi Beidenegl,
Martin v. Frantzius und Donghee Nam.
Leitung: Georg Hajdu

 

John Cage
Five (1988)
Hamburg Network
Composers' Collective
Keime (2004)
mit Cornelia Geissler, VJ
Anne La Berge
Vamp.net (2002)
Hamburg Network
Composers' Collective
Hamburg Revisited (2003)

 

Die Komposition “Hamburg Revisited” entstand im Rahmen des multimedialen Unterrichts von Georg Hajdu. Sie nutzt vor allem das Programm „Quintet.net“, bei dem es sich bisher um ein Programm auf Max/MSP-Basis handelte, mit dessen Hilfe bis zu fünf Musiker in einem weltweiten Netzwerk über Computer oder MIDI-fähige Instrumente miteinander musizieren können. Darüber hinaus ist es möglich, den Spielern über einen Dirigenten Spielanweisungen zukommen zu lassen und eine Vielzahl an klanglichen Manipulationen während des Spiels vorzunehmen. Neuerdings ist auch die künstlerische Arbeit mit Videos in „Quintet.net“ integriert. Die Arbeit mit nur bedingt vorproduzierten Videos unter gleichzeitiger Nutzung der Möglichkeit, auch Computermusik auf althergebrachte Weise mit „live-Musikern“ zu realisieren, war der besondere Anreiz für unser Ensemble. Nachdem wir uns als Oberthema „Hamburg-Impressionen zu verschiedenen Tageszeiten“ auserwählt hatten, zogen wir jeder mit DV-Kameras los und sammelten zunächst Filmmaterial - für manche von uns eine aller erste Filmerfahrung. Als nächstes folgte die Arbeit mit diesem Videomaterial und nach und nach entstanden kürzere und längere Filmclips, die die Grundlage unserer Komposition werden sollten. Parallel dazu bauten wir Klänge. Diese kamen teils aus den Filmen, teils aus eigenen Kompositionen, teils wurden sie auch neu aufgenommen oder erzeugt. Die meisten dieser Klänge wurden mittels Sounddesign weiter verfremdet bis sie dem entsprachen, was sich der jeweilige Komponist für sein Stück vorstellte. Mit diesen Klängen bauten wir „Instrumente“, die über die Computertastatur spielbar wurden und die Sie in diesem Konzert zu hören bekommen. Für die Filmclips und die Computerinstrumente schrieben wir Partituren, in denen alles genau festgelegt wurde - unter anderem auch zu welchen Stellen Improvisationen erwünscht sind. Eine Besonderheit des Arbeitens war, dass das Programm mit unseren Vorstellungen, dank Georgs Hilfe, wuchs. Hatten wir eine bestimmte Idee für die Darstellung unserer Videos, konnten wir diese beschreiben und wenn praktikabel, wurde diese neue Option in das Programm hineinprogrammiert. Computerfreunde können sich denken, dass dies aber auch zur Folge hatte, dass ein Teil dieses Projekts sich auch mit dem „Debugging“ der neuen Programmkomponenten befasste. Dies bedeutet aber auch, dass diese Aufführung eine Art „Status Quo“ darstellt und die Komposition sich mit den Programmmöglichkeiten und Computern weiter entwickeln wird. In der letzten Phase des Projekts wurde sowohl musikalisch, als auch visuell geprobt – die live-Manipulationen der Videos nach Partitur wurden von einer sechsten Spielerin übernommen.

Moxi Beidenegl ist in Buenos Aires geboren, wo sie Gesang und Gitarre in dem Conservatorio Manuel de Falla studiert hat. Seit 2001 lebt sie in Hamburg und nimmt von dem Kontaktstudium Neue Kompositionstechniken von dieser Hochschule teil.

Bevor Martin von Frantzius (*1977 in Pforzheim) im Herbst 2002 in die Kompositionsklasse von Prof. Peter-Michael Hamel an der Hamburger Musikhochschule aufgenommen wurde, studierte er Musikerziehung mit dem Hauptfach Violine bei Prof. Christiane Edinger in Lübeck. Seine musikalischen Interessen reichen von der klassischen "ernsten" Musik über die Elektronik bis hin zu populären Muiskformen wie Trip-Hop oder Drum´n´Bass.

Oliver Frei wandte sich nach einer 12-jährigen klassischen Klavierausbildung der elektronischen Klangerzeugung und der Komposition zu. Abgeschlossenes musikwissenschaftliches Studium mit den Schwerpunkten Ethnomusikologie und Klangfarbenforschung/Syntheseverfahren an der Universität Hamburg. Darüber hinaus begann er 1996 bei Helmut Erdmann Komposition im Schwerpunkt Live-Elektronik zu studieren. Seit 1985 war er als Musiker für verschiedene popularmusikalische Gruppen tätig.

donghee nam World-citizen, seit kurzem in dieser Welt, just like YOU. Versucht mit irgendwelchen Methoden, die nämlich als "Musik" oder "Kunst" AUSgeSPROCHEN werden, ihre Antworten und Ausreden auszudrücken, die Urquelle des Seins herauszufinden, damit sie weiterhin auf der Erde bleiben darf. "Seelenmalerin" möchte sie genannt werden.

Georg Hajdu, geboren 1960 in Göttingen, gehört zu den ersten Komponisten seiner Generation, die sich systematisch der Verbindung von Musik, Naturwissenschaft und Informatik verschrieben haben. Nach Studien in Köln (bei Kröll, Fritsch, Meyer und Barlow) und dem Center for New Music and Audio Technologies in Berkeley (Kalifornien), letzteres mithilfe eines DAAD-Stipendiums, promovierte er an der University of California mit einer mutimedialen Bühnenkomposition (Libretto: Thomas Brasch). Nach Aufenthalten am IRCAM und dem ZKM gründete er 1996 mit seiner Frau, der Pianistin Jennifer Hymer, das Ensemble WireWorks, das sich auf die Live-Aufführung elektroakustischer Musik spezialisiert hat. Seit dem selben Jahr unterrichtet er Theorie und Musikmedien an der Hochschule für Musik Detmold, Abteilung Münster.
Neben seinen vielfach mit Preisen bedachten Kompositionen (z.B. der IBM-Preis des Ensemble Modern für Klangmoraste), die von einer pluralistischen Haltung geprägt sind, schrieb Georg Hajdu Publikationen zu verschiedenen Themen im Grenzbereich von Musik und Naturwissenschaft. Zu seinen Interessens- und Forschungsgebieten gehören Mikrotonalität, algorithmische Komposition, Echtzeit-Interaktion und der Einsatz neuronaler Netzwerke in der Musik.